Bei uns treibt sich ne Ente rum. Im Hof, auf dem Rohr an der Kreuzung, sie sucht und schaut Ihr Erpel ist mit von der Party.
Dann Morgens vor 5 Wochen hatten wir Ente. Wir saßen beim Frühstück und schauen so auf unseren Balkon. „Mist, der letzte Schluck hätte nicht sein müssen, gestern Abend.“ Wir sehen eine Ente auf unserem Balkon. Noch mal schauen, sie ist immer noch da, also nicht geträumt, sie ist echt. Dann fliegt sie, wir atmen auf.
Tage Später erzählt der Balkonnachtbar, er hat Ente und sie hat sich ein Nest gebaut im Blumenkasten. Der Balkon ist 6 Meter über der Erde. Herzlichen Glückwunsch, der Nachbar wird jetzt Enten-Papa. 28 Tage dauert es, bis die Küken schlüpfen.
Die Zeit vergeht und die Ente ist fast vergessen. Samstags treffen wir den Nachbar. Er sagt es geht los, das erste Küken ist da. Er hat schon mit der Tierrettung telefoniert und sie holen die Familie Ente morgen Vormittag ab. Ein Gewitter donnert los, Blitze zucken durch den Abendhimmel, es gießt wie aus Eimern. Ich glaube das werden richtige Donner Enten. Zum Glück sind sie geschützt auf dem Balkon vom Nachbarn und morgen kommt die Tierrettung und bringt sie zu Havel, alles Gut wir gehen zu Bett.
Morgens kurz vor sechs fragt Heike mich „Sag mal hörst du auch die Ente, die ruft.“ Ich brumme „Könnte sein.“ Sie läuft auf unserem Balkon und da tapsen schon die Küken rum. Mist, wie kommen die denn runter, da springt schon das erste Küken 6 Meter in die Tiefe. Es geht los und wir sind hellwach. Was angezogen und runter auf die Straße.
Unten angekommen war die Familie auch schon auf dem Gehweg gelandet. 4 Küken und Mama Ente. Sie watscheln durch die Hecke auf den Hindernislauf: 2 Kilometer bis zur Havel. Eine Katze schleicht um die Ecke. Jetzt nicht gesehen werden, sonst ist die Reise vorbei und Mietze hat Ente. Alle schlafen noch, aber jetzt passen wir auf euch auf. Um die Ecke auf die erste kleine Straße, auf einmal ist Lärm. Krähen haben die Entlein entdeckt, „lecker Enten, so jung und zart“, hören wir sie rufen. Die Ente kauert auf der Straße, zum Glück kommt kein Auto. Wir wedeln mit den Armen und rufen „Zurück, die stehen unter unserem Schutz!“ Es geht weiter, aber der Bordstein ist ein Hindernis, die Kleenen springen, fallen und stehen wieder unten vorm Hindernis. Wenn das so weiter geht, die kommen doch nie an. Die Krähen haben jetzt Verstärkung geholt, wir dachten, die haben sich den Entenbraten aus dem Kopf geschlagen. Jetzt wird es eng für die Lütten. Die haben ja kaum eine Chance, das können wir nicht zulassen, wir wollen ein Happyend.
Hanfbeutel raus, die 4 Entlein gefangen und rein gesteckt. Mama Ente lässt sich nicht fangen, dann geht sie halt zu Fuß hinterher. Wir hoffen, sie haut nicht ab. Heike hat mal gelesen, dass sie hinterher laufen, wenn sie die Küken hören können. Wir gehen los, die Ente kommt mit. Heike vorweg mit dem Beutel voller Küken, die Frau Ente hinterher. Der Letzte bin ich mit dem Fotoapparat.
Es klappt wunderbar, wie es beschrieben ist. Heike hat Nachtbars Ente im Schlepptau. Nun müssen wir den Weg finden, den die Ente watscheln wollte, auf den Menschenwegen hätten die Enten keine Chance. Als erstes Mal über die B2, jetzt müssen wir zwischen Schwimmbad Blu und Baustelle vom Minsk durch, wir wollen vorne rum, doch die Ente will nicht. Ach ja, da gibt es den ollen Schleichweg durch die Hecke und über die Rabatte. Die Ente ist einverstanden und watschelt hinterher. Wieder eine Straße, 4 Spuren. Wir wollen den Fußweg nutzen, doch ein Hund an der Leine mit Frauchen versperrt den Weg.
Frau Ente schaut links und rechts und schwubs ist sie rüber über die Magistrale und wartet am nächsten Baustellenzaun, dass wir nachziehen. Wieder eine Baustelle. Hier wächst im alten Nachtigallen-Biotop an der Havel ein Hotel. Es wird bald schick den Weg versperren zur Havel. Frau Ente und ihre Jungen 2021 werden wohl kaum das Hotel mit Schlendermeile und viel Glas und Granit für den schnellen Weg an die Havel nutzen können. Wir ziehen am Zaun entlang, das passt der Ente nicht wirklich, aber sie muss, denn die Küken sind ja in unserem Beutel und sie hat für nächstes Jahr eine Rute zur Havel, wenn der Palast steht.
Enten werden alt 20 Jahre und wenn die erste Brut klappt, brüten sie immer dort, somit werden sie auch immer dieselben Wege zur Havel nutzen.
Nach 40 Minuten sind wir an der Havel, Frau Ente stürzt sich ins Wasser. Sie schaut und sagt uns mit ihrem Blick, jetzt lasst die Lütten raus. Wir tun das, was sie uns sagt. Die Entchen stehen an der Kaimauer, 3 Meter hoch vor der Havel. Die Ente ruft Möwen, Krähen schauen, wir haben Angst so dicht vor dem Ziel, doch es kommen auch andere Enten. Platsch, platsch ,platsch und zum vierten Mal platsch, alle Entchen schwimmen auf dem See, ach nee ist ja die Havel. Die anderen erwachsenen Enten begrüßen sie.
Bei dieser Entenübermacht am Morgen traut sich keiner unsere Entchen anzugreifen und Möwe und Co wissen natürlich auch, dass die Federbälle Taucher vor dem Herrn sind. Sie schwimmen über die Havel (noch kein Schiffsalarm) zum Seerosenfeld gegenüber bei der Hinzensbergklause, da gibt’s Frühstück und Lebensraum. Und wir? Wir holen jetzt lecker Brötchen fürs Frühstück.
Liebe Grüße die Kiebitzer aus Potsdam Heike und Dirk
PS: 2021 unser Nachtbar hat wieder die Ente auf dem Balkon und diesmal wurden Ente und Kücken mit dem Taxi zur Havel gebraucht, von der Tierrettung. Wir freuen uns auf ein Wiedersehn mit Frau Ente im Frühling 2022.